SVZ: „Ich werde nicht zur Zeremonie gehen“

Steffen Bockhahn, Landeschef der Linken und Mitglied der Rostocker Bürgerschaft, sieht die Ehrenbürgerschaft kritisch

Nirgendwo wird Bundespräsident Joachim Gauck kritischer betrachtet als in seiner Heimatstadt Rostock. Das zeigte sich nicht zuletzt bei der Diskussion um die Ehrenbürgerschaft in der Bürgerschaft der Hansestadt. Steffen Bockhahn stimmte dagegen. Marlis Tautz stellte dem Landesvorsitzenden der Linken vier Fragen zum Thema.

Herr Bockhahn, die Linken in der Rostocker Bürgerschaft haben gegen die Ehrenbürgerschaft für Joachim Gauck gestimmt. Als einen Grund dafür hatten Sie den „deutlich verkürzten Freiheitsbegriff Gaucks, der keine soziale Dimension aufweist“ genannt. Werden Sie dennoch heute in der Marienkirche dabei sein?

Bockhahn: Neben der Linken haben auch andere Mitglieder der Bürgerschaft gegen die Ehrenbürgerschaft für Gauck gestimmt. Die Mehrheitsentscheidung der Bürgerschaft akzeptiere ich, mehr muss dann aber auch nicht sein. Ich werde nicht zur Zeremonie gehen, da ich keinen Grund sehe, Herrn Gauck Ehre zu erweisen. Warum? Das liegt an seinem verengten Freiheitsbegriff, an seiner positiven Einstellung zu Kriegseinsätzen der Bundeswehr und auch daran, dass er für die Bespitzelung einer von fünf Millionen Menschen gewählten demokratischen Partei, der Linken, durch den Inlandsgeheimdienst ist.

Welchen Wunsch würden Sie dem neuen Ehrenbürger und Bundespräsidenten für sein zukünftigen Wirken auf den Weg geben?

Ich trenne den Ehrenbürger und den Bundespräsidenten. Beides sollte nämlich nicht in Zusammenhang stehen. Dem Menschen Joachim Gauck wünsche ich Gesundheit. Schön wäre, würde er mehr an Versöhnung denken, denn weiter zu spalten und vor allem die Einsicht, dass individuelle Freiheitsrechte ohne soziale Sicherheit wenig Wert sind – und umgekehrt.

Wird die Linke, werden Sie Joachim Gauck heute in irgendeiner Weise gratulieren?

Nein. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, dass er das vermissen wird.

Interview: Marlis Tautz/ Schweriner Volkszeitung

Interview bei WDR 5
Steffen Bockhahn im Beitrag des ZDF-Morgenmagazins